Pkw und Nfz.
Steyr, vor 1945 ein bekannter Pkw-und Nfz-Hersteller, baute nach 1945 keine eigenen (vollständigen) PKW mehr. Es wurden zwar Prototypen eines neuen Steyr-Pkw gebaut, zur Serienfertigung kam es jedoch nie.
Steyr - Fiat
Unabhängig von diesen o.g. Versuchen eine eigenen Pkw zu bauen, begann die Steyr-Daimler-Puch AG schon Ende 1948 im Werk Steyr mit der Lizenzproduktion von Fiat-Fahrzeugen.
Die Teile kamen hauptsächlich von Fiat in
Turin, aber vieles auch von österreichischen Zulieferern oder
aus eigener Steyr- Produktion (Schmiedeteile wie z.B. Hinterachsbrücken,
aber auch mech. Teile wie Zahnräder usw.).
Die Fiat-Produktion in Steyr begann 1948 mit dem Fiat
1100 B, ab 1950 wurde der Fiat 1100
E gebaut, ab 1951 der Fiat 1400.
1952 kam der Fiat 500C und Fiat
500 C Belvedere hinzu, sowie der Leicht-Lkw Fiat
615, der mit Steyr- 2 ltr. Benzin-Motor als Steyr
260 verkauft wurde.
Die Bezahlung der Fiat-Teile erfolgte anfangs fast ganz durch Warenaustausch. Steyr fertigte Fahrzeugteile für Fiat, hauptsächlich Schmiedeteile und Gußteile. Es wurden aber auch komplette Aggregate (z.B. komplette Antriebsachsen und Getriebe für Fiat-Fahrzeuge - 615 u.a) sowie Steyr-Traktoren geliefert. Fiat verkaufte die Steyr-Traktoren, z.T. mit anderen Spezifikationen, in Italien und Frankreich (Someca-Fiat) bis in die sechziger Jahre, auch noch Typen der 'Jubiläumsserie', mit runden Motorhauben, die jedoch z.T. weiterhin grün lackiert waren.
Mit Abbau der Restriktionen (Schutzzoll u.a.) für importierte Fahrzeuge im Laufe der 50er Jahre, sowie mit zunehmenden Kapazitätsbedarf für Steyr Lkw und -Traktoren im Werk Steyr, nahm die Fertigung von Steyr-Fiat Pkw ab und dafür nahm die Assemblierung zu, d.h. es wurden in (fast) fertig importierte Fahrzeuge österreichische Teile wie z.B. (Semperit-) Reifen, (Bären-) Batterien u.a. montiert bzw. eingebaut, und das ganze mit Steyr-Fiat-Emblemen und passenden Radkappen verziert. - Später wurden Embleme und z.T. noch Reifen nach Italien geliefert und Ort schon montiert. Ab ca. 1963 waren Steyr-Fiat mit Ceat- oder Pirelli-Reifen üblich.
Prospekt Steyr-Fiat 1951
Steyr-Fiat und der Steyr 2000
Im Rahmen dieser Zusammenarbeit mit Fiat erhielten die Fiat 1400 und Fiat 1900 den von Steyr für den geplanten eigenen Pkw entwickelten 2 ltr-Motor. 1951 wurde ein Prototyp diese 'Steyr 2000' ( mit Fiat 1400 Karosserie) der Öffentlichlkeit vorgestellt. Die Fertigung begann aber erst nach Vorstellung des Fiat 1900, auf dessen Basis auch der erste 'Steyr 2000 Luxus' gebaut wurde. Auf der Basis des Fiat 1400 gab es den etwas billigeren 'Steyr 2000 Standard', der entsprechend als 'Mod. 1400' gekennzeichnet wurde. - Der Fiat 1900 wurden in Östereich übrigens nie angeboten.
Als nach ca. 1955, Schutzzölle und Devisensperren immer weiter abgebaut wurden (s.oben), und Steyr mehr und mehr fertige Fiat-Fahrzeuge importierte, wurden auch die '2000er' ab dem Steyr 2000 B nicht mehr komplett gebaut, sondern nur noch Fiat 1400 B und Fiat 1900 B mit Steyr Motoren und Emblemen versehen. Schon vor Produktionsende des Fiat 1400 B / 1900 B im Jahr 1958 wurden keine Steyr 2000 Luxus mehr (fertig-)gebaut. Vom letzten Fiat 1900 B mit geänderten Kühlergrill gibt es keine Steyr 2000 Variante.
Sammelprospekt 1953 mit Steyr 2000
Sammelprospekt Steyr-Fiat - 1956 - mit Steyr 2000 A
Fiat 1400, 1100 und 600 wurden noch in Steyr montiert, alle anderen Fiat importiert.
Auch das Viotti Coupe wurde offiziell angeboten.
Sammelprospekt 1957- mit Steyr-Puch 500
Fiat 600 wurden noch in Steyr montiert, Fiat 1100 R und 1400 B importiert und 'gebadged'
Der leistungsgesteigerte Steyr 2300 'Sport' kam neu hinzu.
Fiat und der Steyr-Puch 500
Eine ähnliche "Motor-Transplantation" wie beim Steyr 2000, führte ab 1957 zum Steyr-Puch 500.
Allerdings mit etwas größerem Steyr-Anteil. D.h. richtigerweise größerem Puch-Anteil, denn das neue kleine Auto wurde bei Puch in Graz gebaut.
Auch hier stand zunächst die Idee, ein eigenes
kleines 'Puch-Auto' zu bauen, was aber wegen zu geringer Stückzahl zu teuer gweorden wäre.
Als Fiat vorab die Steyr-Leute über den geplanten Fiat 500 informierte, wurde beschlossen, das Auto zu bauen, aber mit dem eigenen, bereits entwickelten Antriebstrang. Wegen des bekannten Leistungspotentials des 2-Zylinder Boxer, wurden sicherheitshalber auch die Bremsen aus eigener Konstruktion verwendet. So begann 1957 auf der Basis des neuen Fiat 500 im Werk Graz die Fertigung des Steyr-Puch 500. Aus angelieferten Fiat-Teilen und eigenen Blech- und Fahrwerksteilen wurde Karosserie und Fahrwerk, sowie das von Puch entwickelte Antriebsaggregat (Motor, Getriebe und Hinterachse) sowie die Puch-Bremsen komplett im Werk Graz gebaut.
Im Laufe der Produktionszeit des "Puch-Autos" wurde der Puch-Anteil aber reduziert und ab 1968 wurden (fast) komplette Fiat 500 importiert und nur noch der Puch-Motor eingebaut. Der letzte Steyr-Puch war der Fiat 126 mit Puch-Motor als "Fiat 126 - Motor Steyr Puch".
Sammelprospekt - 1959
nur noch Steyr-Puch 500 ( und Lkw ) aus eigener Fertigung
Steyr-Daimler-Puch bis heute
Neben der war Fertigung der Steyr-Puch-Autos, der Steyr- und Saurer (ab 1959) Lkw, Omnibusse, der Steyr-Traktoren und -Landmaschinen, Fahrräder, Mopeds und Motorräder (Puch), Lkw-Aufbauten u.a. (Kromag) und Steyr-Waffen war die Steyr-Daimler-Puch AG nach 1958 "nur noch" Importeur für Fiat-Pkws sowie Importeur der leichten und mittleren OM- und Fiat-Lkw (später Steyr-Fiat Autohandels Ges.mbH).
Nach Umwandlung der Steyr-Daimler-Puch AG in Einzelfirmen begann das Ende des größten Österreichischen Fahrzeugherstellers.
Puch (Zweiräder) ist 1988 an Piaggo (Vespa, Bianchi u.a) verkauft worden.
Die Steyr Lkw-Werke und die (1959 von Steyr übernommenen) ehemaligen österr. Saurer-Werke gehören (neben ÖAF/Gräf & Stift) mehrheitlich der MAN. Die Busfertigung ging an Volvo, das Werk wurde einige Jahre später geschlossen. Die aus Steyr-Saurer ausgegliederte Militärfahrzeugfertigung Steyr-Defence wurde an General Dynamics verkauft.
Die Steyr-Traktoren -Entwicklung und -Fertigung wurde ausgegliedert und komplett nach St. Valentin bei Steyr verlagert. 1996 wurde alles an Case IH velkauft, die wiederum im Jahr 2000 mit New Holland
NV zu
Case-New Holland - CNH Global NV (84% Fiat S.p.A.) - fusionierten.
Die Getriebe- und Triebstrang -Entwicklung sowie -Fertigung übernahm ZF, Standort ist ebenfalls St. Valentin bei Steyr.
Die Steyr-Kugellager-Werke heißen heute SKF Österreich AG.
Die Steyr Fahrzeugtechnik (Allradtechnik u.a) und die Automobil-Fertigung in Graz (u.a. Puch/Mercedes G-Klasse, Allrad- Fahrzeuge für Mercedes, Diesel-Versionen für Chrysler, VW Syncro, u.a. Kleinserien für div. Hersteller) gehören heute der kanadischen Fa. Magna (Steyr-Magna), der Pinzgauer wurde eine zeitlang in Großbritannien (für britische und arabische Militärs) von Stewart & Stevenson gebaut. Stewart & Stevenson gehört heute zu BAE Systems.
Auch die Steyr-Motors GmbH (Hochleistungs-Boots- und Einbaumotoren) ist keine rein österreichische Firma mehr.
Der älteste Zweig, das Erbe der 1864 gegründete Österreichische Waffenfabrik, aus der die Steyr-Werke hervorgingen, existiert noch, klein, aber weltbekannt und erfolgreich als 'Steyr-Arms GmbH', (bis 2019, Steyr-Mannlicher GmbH)
Der größte Motorenbauer in der Stadt Steyr ist BMW, der aber nie etwas mit SDP AG zu tun hatte.
- Wie es mit dem Stammwerk in Steyr weitergeht, steht in den Sternen, nachdem MAN die Absicht hat, die Nfz-Fertigung in Steyr zu beenden (2020).
Die Steyr Daimler Puch AG existiert noch, als Aktiengesellschaft im Staatsbesitz bzw. im Besitz der staatseigenen Bank, ist sie Inhaber diverser Beteiligungen der Folgefirmen, die teilweise als Kaufpreis angenommen wurden.
Bereits 1931 begann in Barcelona eine Produktion von Fiat-Fahrzeugen (Typ 514) für den spanischen Markt, Bedeutung erlangte allerdings erst die SEAT.
Seat (Sociedad Española de Automóviles de Tourismo S.A.) wurde 1950 gegründet mit 51 % staatlichem Anteil (INI), ein Teil bei spanischen Banken, sehr wenig Privatanteile und ca. 7%igem Fiat-Anteil. Nach der Kapitalerhöhung 1967 stieg der Fiat-Anteil auf 37%, 1979 betrug er 41%.
Die Fertigung begann im November 1953 mit dem Fiat 1400 als Seat 1400.
Zunächst zu 100% CKD, aber mit schnell steigendem nationalem Anteil. Bereits 1956 war der spanische Anteil über 90%. - Ein Wert, der nie wieder erreicht wurde. 1980 zum Beispiel, lag der Import-Anteil bei über 25 %.
Neben der Limousine Seat 1400 entstanden bei Seat auch eigene Karosserien wie Kombi und Lieferwagen. Seat baute neben den Seat 1400/1500 ab Juni 1957 auch die Fiat 600 / 600 D (ab 1963) als Seat 600 / 600 D / 600 E und 600 L bis Mitte 1973. Die Seat 600 E und 600 L wurden auch als Fiat 600 verkauft.
Der Typ Seat 600 D Sedan bzw. Seat 800 hatte eine verlängerter Plattform, auf der eine 4-türige Limousine und Lieferwagen aufgebaut wurden.
Der 1964 vorgestellte Fiat 850 wurde in Spanien ebenfalls als Seat gebaut. Auch von diesem Typ wurde ein 4-Türer gebaut. Ebenso gab es das Fiat 850 Coupe und den Spider von Seat.
Nach Serienende des Fiat 1400 B in Torino kamen die Werkzeuge für das Fahrgestell und den Motor zu Seat, wo 1960 mit der Karosserie des Fiat 1800 der neue Seat 1400 C vorgestellt wurde. - EIn Fiat 1400 mit 1800er Karosserie.
Es folgten 1964 der Seat 1500 mit dem Motor und Innenraum des Fiat 1500 L. Ab 1969 bekam der Seat 1500 die Karosserie des Fiat 2300, aber immer noch mit Fiat 1400 Fahrgestell. - 1970 kam der erste Seat-Diesel (Modell Seat 1800 D mit Dieselmotor Mercedes OM 636 von Mevosa) auf den Markt, der aber schon kurz danach vom Seat 2000 D (Mercedes OM 615) abgelöst wurde.
Erst 1973 lief der Seat 1500 / 2000 D aus.
1968 begann in Spanien der Bau von Fiat-124-Derivaten (Seat 124, später Seat 1430 u.a), die auch exportiert wurden und (fast) überall von Fiat-Importeuren auch als Fiat vertrieben wurden. Der letzte "Fiat" mit 4-Zylinder-Heckmotor, der "Fiat 133" war z.B. zu 100% ein Seat.
Ab 1972 ergänzte der Fiat / Seat 127 das Seat-Programm. Wie seine Vorgänger Seat 600 und 850 wurde auch der 127 (schon vor den ähnlichen Fiat-Versionen) mit 4-türiger Karosserie gebaut und auch von Fiat als Fiat verkauft. Ebenso wurde das von Seat entworfene, dem Fiat 128 S ähnliche Coupe Seat 1200/1430 (auf Seat 127-Basis) von Fiat Händlern angeboten.
Neben den o.g. Typen wurde auch das Fiat 124 Coupe (Seat 1430 Coupe) und der Fiat 128 3p Coupe sowie der Fiat132 in Spanien als Seat gebaut, teilweise mit etwas anderen Motoren als die Originale.
In vielen Ländern wurden nach Produktionsende in Turin Fiat-Modelle weiter angeboten - diese kamen alle aus Spanien (Fiat 600, 850, 124, 127) wo sie einige Jahre länger weitergebaut wurden. Seat-Fahrzeuge wurden auch als Seat exportiert und meist über Fiat-Importeure vertrieben.
Trotz der 1979 fast schon beschlossenen Fusion von Fiat und Seat, zog sich Fiat 1980 aus italienisch-innenpolitischen und sozialpolitischen Gründen ganz aus dem Seat-Engagement zurück, was Seat einige schwierige Jahre bescherte. Es konnten zwar die bisherigen Modelle weitergebaut und auch weiter exportiert werden (Panda/Marbella, 127/Fura, Ritmo/Ronda u.a), aber Neues mußte her.
Mit Schützenhilfe von Porsche und Giugiaro brachte Seat schließlich mit den Seat Ibiza Typen neue, teilweise auf vorhandenen Komponenten aufbauende, sehr gefällige Autos auf den Markt. Es kam der Bau von VW-Modellen in Lizenz hinzu (Passat, Polo), bis schließlich neue Typen auf VW-Basis (Toledo) eindeutig die Richtung der sich anbahnenden neuen Besitzverhältnisse zeigten. - Heute gehört Seat zum VW-Konzern.
Eine Gruppe US-Amerikaner unter der Leitung des Diamantenhändlers Ben J. Eichberg beschloß 1906 Autos zu bauen.
Fiat hatte sich bereits 1905 durch Rennerfolge einen Namen in USA gemacht, der Fiat Haupthändler Hol-Tan (Holander&Tangemann) hatte sich 1905 die Namensrechte für USA gesichert und rührte erfolgreich die Werbetrommel. Im Juni 1910 war die Fabrik in Poghskeepsie fertig, 300 Angestellte bauten den ersten Fiat in USA. Fiat hatte die Lizenz an der Technik der Fahrzeuge und die Verwendung des Markennamens gegen Honorar pro Fahrzeug abgetreten.
Das Produktionsprogramm umfasste den Fiat Tipo 3, der als "30 light" verkauft wurde, den Fiat Tipo 4 ("35 HP monobloc") und den großen Fiat Tipo 5 ("Fiat 50 HP", später "Type 56" und "Riviera") - siehe Fiat 1908-1919.
Die Produktion verringerte sich im ersten WK, 1919 wurde das Werk an Duesenberg verkauft.
1928 und 1930 gab es Ansätze einer Fiat-Lizenzproduktion in England (Crayford, Acton). Einige Fahrzeuge wie der Typ 521 ('Fiat Kestrel'), waren britischen Ursprungs. Viele Modelle (vor 1939) erhielten vom Fiat-Importeur in England gebaute Karosserien. Darunter waren auch Varianten, die sonst nirgends angeboten wurden, wie der 4-sitzige Balilla Sport oder der Topolino Viersitzer.
Der Kontakt der polnischen Regierung nach Italien bestand schon seit 1924, als die ersten Lizenzverträge mit dem polnischen Lkw-Hersteller Ursus zur Fertigung von von Lkws und Omnibussen der Fa. S.P.A. (Societa Piemontese Automobile) abgeschlossen wurden.
(1926 übernahm Fiat die letzten S.P.A.-Anteile. )
1931 begannen Gespräche mit Fiat, die 1932 zum Gründungsvertrag der Polski Fiat S.A. führten. Ab 1934 begann die Autoproduktion. Diese Zusammenarbeit mit Fiat dauerte bis 1942.
Der erste bei Polski Fiat gebaute Typ war der (erste) Fiat 508 (Balilla) in allen Versionen, auch Militärversion und als Lieferwagen (f. Post u.a.). Neben dem 508 wurden auch die Typen 514 und 515 gebaut, denen der Fiat 518 "Ardita" folgte, der unter dem Namen Polski Fiat 518 "Mazur" verkauft wurde.
1935 kam der überarbeitete Fiat 508 als 508 III auf den Markt, bestimmte Versionen unter dem Namen Junak und Lazik.
Die Fertigung erfolgte anfangs noch als Montage der ckd importierten Fahrzeuge, aber zunehmend wurden polnische Anteile gebaut. 1938 war der nationale Anteil an Polski-Fiat Fahrzeugen fast 95%, auch Gußteile wurden selbst hergestellt. Nur z.B. Instrumente und andere Sonderteile wurden importiert (aus D, auch von NSU-Fiat). Auch nach der Annektion Polens 1939 wurden Fiat in Polen gebaut.
Außer den genannten Balilla und Ardita wurden ab 1937 auch Fiat 500 Topolino, 1100 und 1500 in Polen gebaut, 1939 sogar einige der Luxus-Fiat 2800. Aber nicht nur Pkw, sondern auch Transporter, Lkw und Omnibusse fertigte Polski Fiat.
- i.E: die Typen Polski Fiat 614, 618 "Grom", 621 - 621 L "Tur", und Polski Fiat 621 R. Dazu die Autobusse 614, 618, und 621 R "Beskid".
In den Sechziger Jahren erkannten Verantwortliche in Polen, dass die Weiterentwicklung der Pkw FSO-Warszawa und FSO-Syrena alleine nicht reichen würde, um als erfolgreicher Pkw-Hersteller zu bestehen. Man erinnerte sich der Zusammenarbeit mit Fiat und ging neue Wege. FSO, FSM und Pol-Mot wurden umstrukturiert, bei den sowjetrussischen "Brüdern", die gerade den Lada-Coup einegfädelt hatten, holte man sich Rückendeckung und wenig später entstand auf den Fiat-Reißbrettern der zweite Ostblock-Fiat: der Polski-Fiat 125p, der ab 1971 bei FSO gebaut wurde.
Nach Produktionsende des Fiat 1500 gingen Fertigungsanlagen für Motor und Fahrgestell nach Polen. Da der neue Fiat 125 ohnehin auf dem Fahrgestell-Maßen des Fiat 1500 basierte, war es kein Problem, die neue Karosserie (des 125) auf die Bodengruppe des Fiat 1500 zu setzen. So entstand der zweite Dauerbrenner. Hatte der Fiat 124 als Lada schon ein langes Leben, so stand ihm der Fiat 1500 als Polski 125 und später FSO Polonez in Bauzeit kaum nach.
Aber der Polski 125p blieb nicht das einzige Modell. 1973 kam die Fertigung des Fiat 127 (127p) hinzu, einige 132p als Luxus-Limousine , dann kamen 128p, 128p Coupe, 128 3porte Coupe, der 131p und der zweite Fiat 132. Der serbische Zastava 1100 (128 mit 5 Türen) wurde in Polen gebaut, im Gegenzug bot Zastava den 125p (as Zastava PZ 125) und später die FSO Modelle in Yugoslawien an.
Die zweite Fiat-Fertigung mit großer Stückzahl wurde 1971 vertraglich vereinbart: FSM übernahm die Fertigung für den Fiat 126 (126p) und lieferte diesen auch an das internationale Fiat-Händlernetz.
FSM wude damit zu einem Fiat - Produktionswerk.
Der letzte 126 (Fiat 126 bis, der mit der Heckklappe und dem wassergekühlten Motor 1989 bis 1991) wurde für den gesamten Fiat-Markt nur noch in Polen gebaut. Für den Ost-Markt wurde der 126 zuletzt (1991 bis 2001 "FSM Maluch") sogar mit elektronischer Benzineinspritzung geliefert.
Ebenso aus Polen kamen/kommen die Mehrzahl die Typen Fiat cinquecento (1991 bis 1998) und Fiat seicento (ab 1998) und der Fiat 500 ab 2007.
Bei FSM / Fiat Auto Poland wurden ab 1994 auch die Typen Uno, Punto, Siena, Aplio Weekend, Bravo/Brava, Marea/Marea Weekend, Fiat Panda (Fiat Gingo), und - s.o.- seicento und der 2007 Fiat cinquecento.
Die Qualität ist angeblich besser als die der italienischen Fiat ...
( FSO arbeitet seit 1997 mit Daewoo zusammen )
Neben Simca, NSU-Fiat und Polski-Fiat war vor 1945 auch das Flugmotorenwerk Walter in der Tschechoslowakei (Prag-Jinonice) einer der Lizenz-Hersteller von Fiat-Fahrzeugen.
Neben Flugmotoren, Nutzfahrzeugen, Omnibussen und der eigenen Reihe von hochwertigen 6- und 12-Zylinder-Fahrzeugen fertigte Walter zur Abrundung des Angebots nach unten verschiedene Fiat-Typen in Lizenz.
Den Fiat 514 gab es unter dem Namen Walter Bijou, den Fiat 521C als Walter Prinz und der Fiat 521L hieß Walter Lord.
Ab 1932 kam auch der Fiat 508 Balilla hinzu, der als Walter Junior mit verschieden Karosserien, auch als Lieferwagen, angeboten wurde.
Auch den Fiat Balilla 508 S Spyder baute Walter (36 Stück), teilweise sogar mit Siata-getunten Motoren. Walter baute sogar die Karosserien des Sport-Balilla 508 S auf eigene "Regent"-6-Zylinder-Fahrgestelle.
Neben den Walter-Nutzfahrzeugen und Bussen gab es auch die Lieferwagen Fiat 514 L und Fiat 508 als Walter Bijou-Pritschenwagen und Walter Junior-Lieferwagen.
Im ehemaligen Yugoslawien baute Zastava (Waffenhersteller in Kragujevac, Serbien) ab 1954 Fiat Fahrzeuge.
Zunächst Fiat Campagnola und Fiat 1100 und 1400. Ab 1955 auch den Fiat 600 sowie Fiat-Transporter und leichte Lkws.
Ab 1964 wird der Fiat 600 D als Zastava 750 auch exportiert, 1980 erhält er den Motor des Fiat 850.
In kleinerer Stückzahl wurden auch Fiat 1800 und 2300 montiert.
Der Fiat 1300/1500 wird als Zastava bis 1979 angeboten, jedoch immer in der Karosserie des Fiat 1300.
Zastava kreiierte auch eigene Entwicklungen, wie der verlängerte Fiat / Zastava 615 als Zastava 620 oder den Kombi des Zastava 1300 (Fiat 1300) mit Heck des Fiat 124.
Ab 1970 wird auch das neue Fiat Frontantriebs-Fahrzeug Typ 128 in Serbien gebaut, wobei Fiat eine der in Torino verworfenen Lösungen an Zastava abgab. Die 5-türige Karosserie entsprach perfekt deren Bedürfnissen, für Fiat war er zu unschön, wer Heckklappe wollte, konnte Fiat 128 Kombi kaufen.
Dieser Wagen wurde von Zastava als Typ 1050 und 1300 auch in westliche Märkte (z.T. über Fiat-Händlernetze) exportiert. Nach Produktionsende des Fiat 128 in Turin fertigte Zastava auch den 2- und 4-türigen 128. Als Zastava Skala blieb er bis ?? im Bauprogramm.
Im Austausch gegen Zastava 1050 lieferte Polski Fiat Teile für die Montage des Polski Fiat 125P und des Polonez bei Zastava.
Auch Fiat Regata und Croma wurden montiert, diese jedoch komplett ckd, ohne nationalen Anteil.
Die Typen Yugo / Koral auf Basis des Fiat 127 wurden von 1980 bis 1993 bzw 2008 gebaut. Ebenso lang wurde der auf Fiat Plattform mit Giugiaro Karosserie aufgebaute Zastava Florida gebaut.
2001 wurde ein Abkommen mit Iveco geschlossen, zur Fertigung von Nutzfahrezeugen (Zastava Kamioni)
2005 wurde ein neues Lizenzabkommen zur Fertigung des Fiat Punto (Zastava 10, ab 2007) abgeschlossen.
2008 wurde die Automobilfertigung von Zastava unter 67% Beteilgung von Fiat (FCA) die FCA Serbija.
Der erste in größerer Stückzahl in der UdSSR gebaute Lkw war eine Kopie des Fiat 15 ter - der AMO / ZIL F15.
Großes Aufsehen erregte dann in den sechziger Jahren die Gründung der Stadt Togliattigrad in der damaligen UdSSR, der Stadt rund um die Lada-Fabrik, in der eine robuste Fiat 124-Variante und später auch Fahrzeuge mit abgewandelter Fiat Karosserie gebaut wurden.
Im Laufe der Jahre kamen eigene Entwicklungen hinzu (Lada Niva/Taiga) und in den Achtziger Jahren auch eigene, modern gestylte Karosserien.
1998 hat Fiat ein Abkommen zur Fertigung von Fiat Fahrzeugen in Nishny Novgorod unterzeichnet, was aber nie realisiert wurde. Auch der projektierte Bau einer Fabrik in Petersburg für Fiat/Chryler/Jeep Fahrzeuge blieb ein Plan.
Ein joint venture mit Sollers führte zu Fiat-Sollers, 2006 begann die Fertigung im Werk in Naberezhnye Chelny (ZMA) mit ckd Produktion des Fiat 'Albea' (Palio/Siena) und Fiat Doblo. Außerdem wurden Fiat Dieselmotoren für Fiat Ducado und UAZ gebaut.
Größere Stückzahlen erreicht die Fertigung des Ducato ab 2008 in Yelabuga. 2011 beschloß Soller sich aus den Verträgen mit Fiat zurückzuziehen und mit Ford zusammen zu arbeiten.
Premier Automobiles Ltd. (PAL) in Indien kooperierte seit 1950 mit Fiat.
Es wurden zunächst Fiat 500 C montiert. 1954 schloss PAL mit Fiat einen Vertrag zum Lizenzbau des Fiat 1100.
Zu nennenswerten Stückzahlen kam es aber erst nach 1962 mit Beginn der Montage des Fiat 1100 D, der aber den 1,1 ltr. Motor mit 40 PS für schlechten Kraftstoff behielt. Der Nationalisierungsanteil begann 1956 und erreichte 1964 schon 65%, 1969 waren 90% erreicht.
Der Lizenzvertrag lief im Juni 1972 aus, danach war PAL ein freier Hersteller.
Der ab 1975 "Premier Padmini" genannte indische Fiat wurde bis 1998 gebaut. Neben dem Padmini wurde auch der Fiat 124 (PAL 118) und Uno sowie Chrysler- und Peugeot Modellen gebaut.
Nach dem Beginn der Kooperation mit Nissan 1984 konnten die Fiat-Ableger Padmini und 118 auch mit Nissan Dieselmotoren geliefert werden..
Ab 1969 wurde das Werk der Tofas in Bursa erbaut, Fiat hielt ein Drttel der Anteile.
Die ersten Tofas, Fiat 124 Modelle, liefen 1971 als Tofas Serce vom Band. Es folgten Modelle auf Basis des Fiat 131 und Regatta.
Ab ca. 2003 wurde die Marke Tofas aufgegeben, Es werden Fiat Pkw (etwa 1/3) und leichte Nutzfahrzeuge aus der Fiat/PSA Kooperattion gebaut.
Mexico / Dina
Mit Dina in Mexiko (Diesel Nacional, S.A. gegr. 1951 mit italienischem Kapital, Mehrheit staatlich) wurde 1952 die Montage und Vetrieb von Fiat Lkws und Bussen (Typ Fiat 682 N) vereinbart, ab 1955 wurden auch Pkw (600, 1100, 1400) gebaut.
Die Produktion von Fiat Fahrzeugen endete 1960.
Argentinien / Fiat Concord
In Argentinien fertigte Fiat (Fiat Concord), ab ca. 1960 Traktoren in Lizenz Fiat / Someca und die Pkw Fiat 600 D und 1100 D. Es folgten Nutzfahrzeuge und Baumaschinen.
Der Fiat 600 wurde in Argentinien weiterentwickelt und hatte zuletzt einen 800ccm Motor (Concord 600R, 600S).
Es wurden eigene Fiat Concord 770 Modelle als Coupe und Spider mit Vignale Karosserie kreiert und auch der Fiat 1500 mit formschöner Vignale Karosserie gebaut.
Ebenso waren der Kombi und ein Pick-up (Fiat Multicarga) auf Basis des längeren Fiat 1500 C rein argentinische Fiat-Versionen. Der Fiat 1500 wurde 1970 durch den Fiat 1600 (wie Fiat 125) ersetzt, der wiederum auch als Coupe, und ab 1972 auch als Kombi und Pick up angeboten wurde.
1980 wurde Fiat Concord mit SAFRA SA. der PSA (Peugeot Gruppe) in Arg. zu 'SEVEL Argentina SA.' fusioniert. 1995 zog sich PSA zurück und der Fiat Teil wurde zur 'Fiat Argentina S.A.', die mit Fiat Brasilien zusammenarbeitet.
Brasilien
In den Siebzigern kam in Brasilien ein großes neues Werk in hinzu. Es werden modifizierte Pkw auf Fiat Basis mit anderen Typbezeichnungen und leichte Nutzfahrzeuge gebaut.
Die Fertigungsprogramme wurden mit Fiat Concord abgeglichen, heute sind die Verkaufsangebote in Argentinien und Brasilien fast identisch.
Die ersten Aktivitäten ergaben sich aus der Fiat Übernahme der Alfa Romeo, die einen Kooperationsvertrag mit dem brasiliansichen Nutzfahrzeughersteller FNM hatten, der Lkw auf Alfa Romeo Basis baute.
Diese Nutzfahrzeugaktivitäten wurden zunächst von Fiat, dann von Iveco übernommen.
Seitdem werden alle Nfz Baureihen vom Daily bis zum 40 Tonner, sowie Omnibusse gebaut.
Bei den Nutzfahrzeugen waren es weniger Kooperationen und Lizenzfertigungen, sondern Übernahmen, die die heutige weltweite Verbreitung von Fiat bzw. Iveco Lkw und Bussen zur Folge hatten.
Vor 1945 wurden zunächst die italienischen Nfz-Hersteller S.P.A (1925), Scat-Ceirano (1931) und O.M. (1933) übernommen, nach 1945 über die Fiat-Tochter Simca die französischen Nfz-Hersteller Unic (1949) und Ford-France (1954).
Die 1955 gegründete Autobianchi (Fiat, Bianchi und Pirelli) löst die Lkw-Produktion bei Bianchi ab und wird 1967, wie im selben Jahr auch OM, zu 100% von Fiat übernommen und eingegliedert.
1969 folgt Lancia mit seinen Pkw und Nfz-Werken.
1972 wird FNM in Brasilien mehrheitlich übernommen (s.o.)
1973 gründet Fiat zusammen mit Alfa Romeo und Saviem/Renault den Dieselmotorenhersteller Sofim und 1974 stellen Fiat und Citroen (Peugeot Gruppe) den ersten Transporter aus gemeinsamer Fertigung vor (Fiat 242).
1974 fusioniert Fiat mit der deutschen KHD-Firma Magirus Deutz und gründet aus Magirus und allen Fiat-Marken (Fiat, OM, Unic, Lancia) die Firma Iveco mit Sitz in Niederlande.
Bis 1984 werden alle Baureihen und Programme vereinheitlicht.
1986 wird die Nfz-Fertigung von Ford UK (Ford Cargo) in die Iveco integriert, 1987 Astra (schwere Fahrzeuge und Dumper) und Alfa Romeo (Transporter nach Fiat- und Saviem- Lizenz).
1990 folgt Enasa / Pegaso (E) und
1991 Seddon-Atkinson (GB).
1999 beschlossen Iveco und Renault RVI alle Omnibusaktivitäten (Iveco Buswerke und Renault V.I.) in einem joint venture zusammenzulegen. Daraus entstand 'Irisbus'.
2003 übernahm Iveco 100% von Irisbus.
2005 wurde 'Fiat Powertrain Technologies gegründet. Es umfasst alle Aktivitäten an Motoren- und Antriebsstrang, von Forschung bis Fertigung für Fiat-Fahrzeuge
Dasselbe wird bei den Nutzfahrzeuge, Land- und Baumaschinen getan. In 'CNH powertrain' (nach einem 1996 unterzeichneten joint venture zwischen cummins, Iveco und CNH) werden alle Antriebstrang- Aktivitäten der schweren Antriebe zusammengefasst.
2010 wurde im Rahmen der Aufspaltung der Fiat S.p.A neben der "FCA Automobiles N.V." (Fiat Chrysler, Pkw und leichte Nfz, Sitz NL) die "Fiat Industrial S.p.A" ausgegliedert.
In 'Fiat Industrial' wurden alle Aktivitäten der CNH Global N.V.(siehe unten, Traktoren, Baumaschinen), der Iveco N.V., der Irisbus und der gemeinsamen Firma CNH Powertrain zusammengelelegt.
2013 wurde Isrisbus, Teil der Fiat Industrial, in "Iveco Bus" umbenannt. - In dieser Firma ist die Geschichte der Omnibusaktivitäten vieler früher bekannter Namen zusammengekommen. Angefangen von den Iveco Marken Fiat, Lancia, Alfa Romeo, Magirus, Pegaso, über Karosa in der Tschechei, bis zu den Busaktivitäten der französischen Firmen Heuliez, Berliet, Renault, Chausson und Saviem.
2013 wurde 'CNH Industrial N.V.' Sitz NL gegründet, eigentlich nur eine Firmenverlagerung unter anderem Namen der vorherigen, "Fiat Industrial S.p.A.", mit Sitz Italien.
ganz allgemein ..
Bei allen diesen Abspaltungen, Börsengängen dieser einzelnen Neugründungen aus vorhandenen und erworbenen Zweigen, sollte man immer zwischen den Zeilen lesen. Hauptaktionär ist bei den meisten dieser neuen S.p.A.s und N.V.s, Einzelfirmen und Holdings immer 'Exor N.V.', die Firma der Gründerfamilie Agnelli, mit Chef John Elkann, oder immer noch Fiat S.p.A selbst.
- Egal ob schlagzeilenträchtige 'Börsengänge' wie Ferrari, Aufspaltungen oder Ausgliederungen, über die nur in Börsenblättern berichtet wird, .. ein Teil der Aktien wird verkauft, es bringt neues Geld, der Rest ( und damit die Mehrheit Stimmrechte ) bleibt in Familienbesitz .. - Auch bei der 2021er Fusion von FCA mit PSA zur 'Stellantis'. - Warum wohl ist John Elkann Vorsitzender des Verwaltungsrats ? - Die Agnelli-Familie hat die Fäden in der Hand, egal wie die Firmen inzwischen alle heißen ..
Traktoren, Land- und Baumaschinen
Bei Traktoren und Baumaschinen gab es eine eigene und sehr verwickelte Geschichte der Kooperationen, Lizenzfertigungen, Übernahmen und Ausgliederungen.
Aus den Fiat Traktoren des Jahres 1920 wurde zunächst, bis in die 80er Jahre, eine breite Palette von Traktoren und Baumaschinen.
Es kamen Land- und Baumaschinenhersteller hinzu (Hesston Allis u.a.) und als Ford seine Traktor- und Landmaschinenaktivitäten verkaufen wollte, übernahm Fiat das Ford- / Fordson- / New Holland Programm.
Nach der Fusion hieß das neue Unternehmen 'New Holland'. - Die Marken Ford und Fiat waren verschwunden.
Nicht aber der Expansionsdrang der Fiat S.p.A .. Wie bei Iveco wurde vergrößert. Einen großen Teil der Aktien von Case IH ( Case, International Harvester, Mc Cormick, Steyr) besaß Fiat bereits. - Die Fusion mit Case IH zur Case New Holland (CNH) war vorhersehbar.
weiteres siehe oben ..
Eine tabellarische Chronologie der Traktoren - und Baumaschinenhistorie steht in der Tabelle Nutzfahrzeuge ganz unten.