die ersten Fahrzeuge aus Steyr - aufwändig, zuverlassig
Die Steyr-Werke AG hieß bis Januar 1926 noch "Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft", was Ihre Entstehung deutlich macht.
Die Autoproduktion war bereits 1916 geplant worden, aber als nach dem ersten Weltkrieg die Waffenproduktion für Österreich verboten wurde, mußte dieser Plan schnellstmöglich realisiert werden, um das Werk und seine Arbeiter zu retten.
Das erste Steyr-Fahrzeug war der Steyr Typ II. (Der Typ I war der Prototyp, der nie in Serie gebaut wurde). Das Fahrzeug war eine Konstrukton des legandären Hans Ledwinka, der 1917 von den Nesselsdorfer Werken (ab 1920 Tatra-Werke) zu Steyr kam. (1921 wieder zu Tatra)
Der Steyr Typ II, das Auto der 'Österr. Waffenfabrik', daher auch "Waffenauto" genannt, mußte ein Erfolg werden.
Steyr Typ II - das "Waffenauto" 1920-24 - Limousine
Steyr Typ II - Torpedo 6-sitzig - 1920-24
Das "Waffenauto" war ein repräsentatives Fahrzeug, technisch mehr als konkurrenzfähig. Besonders der Motor war hochmodern. Der 3,3 ltr 6-Zylindermotor leistete 40 PS, er hatte eine obenliegende Nockenwelle und strömungsgünstig schräg angeordnete Ventile. Die Zylinder und der Zylinderkopf waren ein Teil, das auf das steife, weit über die vier Lager heruntergezogene Kurbelgehäuse aufgeschraubt war. Die Ventile wurden als komplett montierte Einheit samt Ventilsitz von oben eingeschraubt (siehe Bild unten Querschnitt des Motors). Die gebaute Kurbelwelle war vierfach kugelgelagert.
Steyr - 3,3 ltr ohc - 6-Zylinder
Steyr Typ II - Vorstellung - Bericht in AAZ 33 / 1920
Bereits 1921 konnten mehrere Karosserien ab Werk geliefert werden, 1924 gab es bereits eine Reihe von Aufbauten, vom 6-sitzigen Cabriolet 'Torpedo', einen dreisitzigen 'Sport', ein Coupe de Ville und Weymann-Limousine bis zum aufwändigen 'Baehr' Allwetterverdeck
Eine große Zahl von Fahrzeugen wurde aber auch von den vielen der bekannten Karosserieherstellern mit Aufbauten versehen. Lohner, Armbruster, die Steyr-eigene ÖFAG als Beispiele.
Steyr Typ II - Karrosserie Wendler,
mit abnehmbarem Aufsatz, 6-sitzig
In den Zeiten der steigenden Inflation waren Export zur Beschaffung 'harter' Devisen dringend erforderlich. Die junge Automarke mußte in Europa bekannt gemacht werden.
Um diese im Ausland nötige Popularität schnellstmöglich zu erreichen, wurden bereits ab 1920 Sport- und Rennwagen mit verkürztem und tiefergelegtem Chassis gebaut und bei Wettbewerben eingesetzt. In den Folgejahren wurden die Erfolgslisten länger und länger.
Die Exportzahlen stiegen, in den ehemaligen k&k Ländern, Bulgarien, Rumänien, aber auch in die Niederlande, Schweiz, in das ehemalige Russland, nach Deutschland, Großbritannien und sogar Italien wurden Steyr-Fahrzeuge verkauft.
Steyr Typ II / V - zwei Landaulets in England
Steyr Typ II / V - Coupe de Ville
Steyr Typ II - Torpedo 6-sitzig
Steyr Typ II - ca. 1925-27 im Wiener Prater
danke Alexander Schatek, Topothek Wien.
Neubau der Steyr-Automobilfabrik
ca. 1920
Steyr Torpedo vor dem Steyr - Werk
Steyr II Werbekarte Deutschland
Steyr II in seiner Heimat - Berge
Steyr II - Tropenausführung - 1920
Ab 1920 wurden international erfolgreiche Renn- und Sportwagen auf der Basis der Steyr II und IV gebaut.
Steyr-Versuchsleiter Hermann Rützler, Otto Hieronimus (techn. Direktor bei Steyr), sowie Walter Delmar, Graf Kinsky, Gastone Brilli-Peri, Fernando Minoia und andere bekannte Rennfahrer zeigten sehr erfolgreich was diese Fahrzeuge und deren Nachfolger auf Basis des Steyr VI leisten konnten.
Ein Aufsehen erregendes Ereignis war das hervorragende Ergebnis der Steyr-Wagen bei der Targa Florio 1922. Hieronimus und Silvani fuhren 3-ltr Wagen, Conte Brilli-Peri einen 3.3 ltr und Rützler einen auf 2 ltr verkleinerten 6-Zylinder. - Zwei Klassensiege und 7.Platz in der Gesamtwertung (Hieronimus).
- Beim gleichen Rennen debutierte auch der kleine von Porsche konstruierte Austro-Daimler "Sascha" mit 1,1 ltr Motor. 4 Fahrzeuge starteten unter Graf Kolowrat, Alfred Neubauer, Pocher und Kuhn
Targa Florio 1922
2-ltr 6-Zylinder von Rützler
(Werkfoto)
Steyr II 1923 für Renneinsatz
- davor Walter Delmar
Von Herman van Ooijen aus den USA erhielt ich dieses Bild. Er schrieb dazu: "Recently I came across a photograph dating back to the mid or early 1920s. It depicts ... my grandfather behind the wheel and my grandmother and a friend in the back. I remember my father mentioning to me that he and his parents would travel all over Europe for weeks on end with this Steyr. It only had rear-wheel brakes.. The car belonged to my grandfather. I was told that after each trip across the Continent, like e.g. driving accross Spain and back to Holland, they would take the car apart and completely service it..."
1924 wurde mit geringen technischen Änderungen (Röhrenkühler, Reservetank u.a) der Nachfolger des Typ II, der Steyr Typ V vorgestellt, der dann noch ein Jahr lang gebaut wurde.
Steyr Typ V (oder Typ VII- erste Serie) -
Baehr-Allwetter-Karrosserie - ohne montierte Fenster. 1925
vom Steyr II wurden 2150 Stück, vom Steyr V nochmals 1850 Stück gebaut.
Der kleine Steyr
Um die Basis der Produktion zu verbreitern, konstruierte Hans Ledwinka auch einen kleineren Wagen, den Typ Steyr IV mit einem 2-ltr 4-Zylinder sv-Motor, der ab 1921 zuerst mit 20 PS, dann mit 23 PS gebaut wurde.
Steyr IV - 4 Zylinder, 2 ltr, 23 PS bei 2000 U/min
Motor mit seitl. Nockenwelle, stehende Ventile.
Hans Ledwinka plante auch einen noch kleineren Wagen. Nach einem völlig anderen Prinzip. Die Steyr-Werksleitung lehnte dieses jedoch ab, da für die Entwicklung eines völlig anderen Wagens einerseits kein Geld mehr vorhanden war, andererseits die wirtschaftliche Lage, Inflation und unsichere Zukunft des kleinen Österreichs nach der Auflösung der k&k Monarchie, nur noch schlechter zu werden drohte.
1921 verließ Hans Ledwinka die 'Österreichische Waffenfabrik' und realisierte seine bahnbrechende Idee bei der Nesselsdorfer Wagenbau Fabriks Gesellschaft. 1923 erschien der Tatra 11 - mit Zentralrohrrahmen und Pendelachsen. Man darf darüber nachdenken, wie Steyr-Fahrzeuge ausgesehen hätten, wäre Ledwinka geblieben und der kleine Tatra der kleine Steyr geworden ..
Der kleinere Steyr IV hatte mit 950 Stück in vier Jahren nicht ganz den erwarteten Erfolg. Kleinere Fahrzeuge mußten auch billiger sein, und das schaffte erst die Fließbandfertigung des Steyr XII (ab 1926).
Steyr IV - Innenlenker
Auf Basis des leichteren Fahrgestells des Steyr Typ IV und dem 6-Zylinder Motor des Typ II entstanden zuerst einige Sport- und Rennwagen, die danach zum legendäre Steyr VI Sport, bzw. Steyr Klausen (Sport) führten.
Rützler auf Steyr -
Spezial ..
2 ltr - 6-Zylinder Motor (s.o.) im
mod. Chassis des leichten Steyr IV